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4. Juni 2020 | Allgemein

Unser kleines Puzzleteil

Post vom Pastor

Ihr Lieben,

wir kommen von Pfingsten her, dem Geburtstag der Gemeinde. Petrus hatte mutig gepredigt, und Tausende kommen zum Glauben. Von dieser ersten Gemeinde heißt es programmatisch in Apostelgeschichte 2, 42:

Sie hielten fest an der Lehre der Apostel, an der Gemeinschaft,

am Brotbrechen und am Gebet.

Seitdem ist dieser Vers ein Grundbekenntnis der Christenheit zum Gemeindeverständnis:

Die Lehre der Apostel war damals extrem wichtig. Es gab ja noch kein Neues Testament, d.h. die Evangelien waren noch nicht geschrieben, und Paulus verfolgte noch die Gemeinde. Woran sollte man sich orientieren? Die mündliche Verkündigung der Augenzeugen unter der Leitung des Heiligen Geistes war die einzige Quelle für Glaube und Leben.

Die Gemeinschaft bedeutete damals ein bis dahin ungekanntes Maß an gegenseitiger Verbindlichkeit, besser übersetzt „Anteil haben und geben“. Christen lebten von Anfang an in engen Beziehungen, nicht separat allein, sondern solidarisch. Das ging zeitweise bis in die Gütergemeinschaft hinein.

Dieses Modell machte Schule, die mittelalterlichen Klöster versuchten es nachzuahmen, aber auch die kommunistische Idee nahm Elemente aus der ersten Christenheit auf. Ebenso nahm die Sozialgesetzgebung unter Bismarck vor 150 Jahren (Rentenversicherung, Krankenversicherung usw.) Apostelgeschichte 2 als Vorbild, und im heimischen Raum tat es Friedrich Wilhelm Raiffeisen in Weyerbusch und Koblenz.

Brotbrechen war in der frühen Christenheit der Begriff für das Abendmahl. Im Brechen des Mazzenbrotes war spürbar und hörbar, was Jesus für uns getan hat: bildlich gesagt: „Christi Leib, für dich gebrochen.“  Wer daran teilnahm, bekannte damit, dass ihm der Opfertod Jesu

und seine Erlösung gilt. Ein starkes Zeichen der Zugehörigkeit zu Christus und seiner Gemeinde! Nicht umsonst sind FeGs an der Abendmahlsfrage entstanden.

Dass man später in der freikirchlichen Tradition das harte Mazzenbrot oder die Oblate leider durch weiches „Schaumgummibrot“ /Toastbrot ersetzt hat, ist schlimm. Aus dem Brotbrechen wurde meist ein unästhetisches Brotrupfen. Die schöne urchristliche Symbolik wurde dabei verspielt.

Das Gebet der Gemeinde sah damals anders aus als heute. Man betete und sang vor allem die Psalmen, freie Gebete waren die Ausnahme. Insofern fällt unter das Stichwort „Gebet“ auch das gemeinsame Singen und die Musik. Gemeinde Jesu war immer auch betend singende Gemeinde.

Wenn wir alle diese Beobachtungen auf unsere Corona-Einschränkungen übertragen, dann kommen mir einige Überlegungen:

Die Gemeinschaft wurde sehr beschnitten. Ein Zusammenkommen war wochenlang nicht möglich, und bis jetzt nur unter Einschränkungen. Wir mussten andere Formen der Kommunikation finden, die aber alle nicht die echten Begegnungen ersetzen konnten. Unsere Videoaufzeichnungen sind natürlich nur ein schwacher Abglanz.

Das Abendmahl fand zuletzt Anfang März statt. Man durfte ja nichts weiterreichen.

Das gemeinsame Beten und Singen war eingeschränkt. Lieder wurden eingespielt, unsere Musikgruppe hätte uns vorsingen dürfen, das war sogar erlaubt.

Lediglich die Lehre konnte aufrecht erhalten werden, indem wir Gottesdienste und Predigten anderer Gemeinden im Fernsehen und Internet ansahen. Aber auch das ist nur ein schwacher Abglanz und sehr einseitig.

Von den vier wichtigen gemeinsamen Elementen blieb also zeitweise nur eins übrig. Was mich irritiert: Manchen schien das sogar zu genügen, sie schienen nichts zu vermissen, sie tauchten nicht mehr auf, sondern eher ab. Urlaub von der Gemeinde? Einige hatten auch kaum Verständnis, als wir langsam wieder zu eigenen Gottesdiensten zurückkehrten, für mich eine erschreckende geistliche Genügsamkeit.

Der berühmte englische Prediger C.H.Spurgeon (1834-1892) schreibt zu einer solchen Genügsamkeit: „Gott hat den Seinen irdische Nahrung versprochen, wenn wir aber zum Festmahl zusammenkämen und keine Speise vorbereitet hätten, …so müssten wir zur Strafe für unsere Dummheit hungern; so geht es oft bei geistlichen Mahlzeiten…nur dass die Menschen in geistlicher Beziehung genügsamer sind, als wenn der Magen in Frage kommt…“

Wir wollen am kommenden Sonntag nach einer Kurzpredigt zu Psalm 30 („Trauer und Freude“) wieder das Abendmahl miteinander feiern. Unter den vorgegebenen und leicht gelockerten Bedingungen[1] planen wir Folgendes:

  • Das Brot wird vorgeschnitten von einer Person mit Handschuhen und Mundschutz.
  • Die kleinen Kelche werden wie gewohnt vorbereitet – vorher unter Hygienebedingungen abgefüllt.
  • Es wird nichts weitergereicht, sondern die Teilnehmer kommen einzeln nach vorn und nehmen ein Stück Brot und einen kleinen Kelch mit auf ihren Platz.

Niemand weiß, wie lange wir noch unter diesen Bedingungen leben müssen. Viren sind unberechenbar. Es kann noch schlimmer kommen, aber es kann auch alles gut werden. 2011 z.B. wurden allein in Deutschland 16 Mill. Impfampullen gegen die Schweinegrippe vernichtet, weil sie plötzlich niemand mehr brauchte. Das Virus verschwand weitgehend von selbst. Es gilt also immer noch das, was David in Psalm 31 sagt und Peter Strauch so schön vertont hat: „Meine Zeit steht in deinen Händen!“

Euer Wolfgang


[1] Wer die geltenden Bestimmungen der 8. Corona-Verordnung von Rheinland-Pfalz genau nachlesen möchte, hier ist der Link, uns gelten vor allem § 1 und § 4:

https://corona.rlp.de/fileadmin/rlp-stk/pdf-Dateien/Corona/8._Bekaempfungsverordnung/8._CoBeLVO.pdf