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26. November 2021 | Allgemein

Mein Wort zum Sonntag

Mein Wort zum Sonntag vom 13.November 2021 

Ihr Lieben, 

am 5. November starb die letzte noch lebende Tante meiner Frau im Alter von 91 Jahren. 12 Tage vorher haben wir sie noch besucht und staunten, dass sie noch so fit war, nicht nur körperlich. Sie fragte intensiv nach unseren Kindern und Enkeln, es machte Freude, mit ihr zusammen zu sein. Und sie vertraute auf Jesus, der ihr langes Leben bis jetzt in der Hand hatte. Wenige Tage später ging es mit ihr gesundheitlich rapide bergab, bis sie friedlich einschlafen konnte. Auf Bitten ihrer Kinder habe ich dann letzten Dienstag die Trauerfeier in Holzhausen/Hünstein übernommen.  

Allerdings konnte eine Enkelin mit ihrer Familie nicht dabei sein – Corona-Quarantäne! 

Was war passiert? Sie hatten einen Handwerker im Haus, ungeimpft, was keiner wusste. Wenige Tage später erkrankte er schwer, und auch die Familie der Enkelin war kurz darauf komplett Corona-positiv und stand unter Quarantäne. Die Eltern sind geimpft, hatten nur leichte Beschwerden, aber jetzt machen sich alle Verwandten große Sorgen um den kleinen Jungen, der unter dem Down-Syndrom leidet. Für ihn kann Corona das Todesurteil sein. 

Dieses Beispiel zeigt, dass die Entscheidung für oder gegen Impfen eben keine reine Privatsache ist. Klar, in Einzelfällen können auch Geimpfte andere anstecken, aber wer ungeimpft durch die Gegend läuft und Kontakt mit anderen Menschen hat, handelt verantwortungslos, zutiefst rücksichtslos und unchristlich. 

Man kann auch nicht auf seine persönliche Freiheit pochen – aber sobald die Krankheit dann ausbricht, muss die Gesellschaft dafür geradestehen: Krankenhaus, Intensivpflege usw. – das alles müssen andere bezahlen, eine Perversion des ursprünglich biblisch begründeten Solidargedankens aus Apg 2. Ich kann inzwischen den Ärger und die Wut des Pflegepersonals auf die Ungeimpften gut verstehen, die z.Zt. die Intensivstationen überschwemmen.  

Interessant ist auch den Beitrag von Prof. Dr. Joachim Ficker aus dem Klinikum Nürnberg:  

https://www.facebook.com/gesundheit.pflege.bayern/videos/1262981440844025/?extid=WA-UNK-UNK-UNK-AN_GK0T-GK1C 

Abends habe ich dann – immer noch innerlich erregt über diese Erfahrung – in einer Diskussion mit unserem ehemaligen Ministerpräsidenten Kurt Beck in Kirchen provokativ in die Diskussionsrunde geworfen: Auch diesen Winter werden Tausende ungeimpfte Mitbürger an Corona sterben, weil sie irgendwelchen Internet-Schwätzern mehr glauben als z.B. den wissenschaftlich abgewogenen Impf-Empfehlungen des RKI. Einerseits haben wir das hohe Gut der Meinungsfreiheit, aber wenn durch gezielte Fehlinformation Menschen zu Tode kommen, stößt doch die persönliche Meinungsfreit irgendwie an Grenzen. Und ich habe gefragt, ob man die Verursacher nicht auch strafrechtlich zur Verantwortung ziehen kann, die ihre manchmal wirren Warnungen vor der Impfung dreist im Internet verbreiten können und leider viel zu viele Anhänger finden („… es könnte doch sein…“).  

Anders ausgedrückt: Ist es nicht eine Art Beihilfe zur fahrlässigen Tötung, wenn „Querdenker“ und andere z.B. behaupten, man bekomme einen Chip eingepflanzt, man werde von einer jüdischen Lobby oder von Bill Gates ferngesteuert, das Virus sei nur eine Erfindung, die Impfstoffe seien noch gar nicht richtig erforscht, es gebe Langzeitfolgen der Impfung, alle Geimpften seien in spätestens zwei Jahren tot usw.  

Leider gibt es da kaum strafrechtliche Möglichkeiten, es wäre auch die Gefahr eines Missbrauchs zu hoch. So bleibt es jedem überlassen, so wie jeder auch die Möglichkeit hat, bei ROT über die Ampel zu fahren und dabei auch andere zu schädigen.  

Aber wir steuern in diesen Tagen auf eine sehr dramatische Situation zu, und manche Kliniken müssen wohl bald zur „Triage“ greifen, also entscheiden, wer noch behandelt wird und wer nicht mehr. Die Bonner Medizinethikerin Prof. Dr. Annette Duffner hat heute sogar angeregt, dass bei einer überfüllten Intensivstation Geimpfte zuerst behandelt werden, die Ungeimpften handeln ja auf eigenes Risiko und müssen dann auch die Folgen tragen: „Unter dem Strich glaube ich, dass sich die Beachtung des Impfstatus in einer überfüllten Intensivstation durchaus argumentieren ließe.“  Ich vermute, diese Diskussion wird noch an Fahrt gewinnen. Wir könnten uns das ganze Theater sparen, wenn wir nicht fast ein Drittel Uneinsichtige in der Bevölkerung hätten. 

Also – wer bis jetzt immer noch gezögert hat – am kommenden Donnerstag (18.11.) steht der Impfbus mitten in Daaden von 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr auf dem Platz mit dem schwierigen Namen (Fontenay-le-Fleury-Platz). Ausweis mitbringen! 

In diesem Zusammenhang beunruhigt mich sehr, dass es überproportional viele Christen sind, die all den Corona-Unsinn glauben und missionarisch verbreiten, und das weltweit. 

Es gehört aber auch zu den Zeichen der letzten Zeit – so Paulus z.B. in 2.Thess 2,11  – dass viele Menschen den Lügen mehr glauben werden als der Wahrheit. Die Wahrheit ist für manche langweilig, mit Lügen und erfundenen Geschichten kann man sich interessant präsentieren. Eine Frau aus unserem Bekanntenkreis sagte einmal: „Ich weiß jetzt etwas, das nicht einmal die Ärzte wissen…“ – und dann kamen die neuesten Impfmärchen. 

Angefangen hat diese Lügenwelle mit Donald Trump. Die große amerikanische Zeitschrift New York Times hat genau mitgezählt und in seiner Amtszeit insgesamt 30.573 Unwahrheiten festgestellt, und sogar die Tagesschau meldete bereits im November 2020: „Mehr als 22.000 Falschaussagen, glatte Lügen und irreführende Behauptungen: Unter Donald Trump ist das Weiße Haus zu einem Hotspot der Desinformation geworden.“ 

Viele haben es ihm seitdem gleichgetan. Vor allem im Internet. Während sich bei uns seriöse Medien vor dem deutschen Presserat verantworten und eine Richtigstellung bringen müssen, wenn ihnen eine Falschmeldung unterläuft, sind die Verfasser der sozialen Medien niemandem gegenüber verantwortlich. Sie können ungestraft alles behaupten und finden für jeden Blödsinn auch Anhänger, vor allem mit Corona-Unsinn. Und das allerschlimmste: Wenn auf solchen Seiten noch Werbung platziert ist, dann verdienen die Falschmelder mit jedem Klick auch noch Geld. So kann man mit Lügen reich werden.  

Bei Trump hat man lange gedacht: Da flüchtet sich jemand aus der Realität in seine Scheinwelt, aber ein in vor zwei Wochen erschienenes Buch (siehe nächste Seite) beunruhigt mich nun doch: Denn hinter den Trump‘schen Behauptungen steht eine religiöse Bewegung, die zunehmend die evangelikale Szene in den USA erfasst und sich auch mit etwas Zeitversatz in Deutschland um sich greifen wird. Und deshalb erwähne ich das hier: 

Angefangen hat es mit Pastor Norman Vincent Peale (1898-1993) und seinem Bestseller „Die Kraft des positiven Denkens“. Peale geht von dem Jesuswort in Mt 17,20 aus, löst diesen Vers aus dem Zusammenhang und macht ihn zu seinem Leitmotto: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.“ 

Seine These:  

Wenn du nur fest genug daran glaubst, erreichst du alles, und am Ende wird sich sogar die Realität deinen Wünschen beugen! 

Das bedeutet: Krankheit, Armut, auch Übergewicht und Misserfolge – alles nur Folgen von Kleinglauben. Denn Gott will, dass es dir gut geht, dass du schön bist und dass du reich bist!   

Und deshalb stellen diese „Wohlstandsevangelisten“ ihren Reichtum gern auch zur Schau, ob das die 26.000 Dollar teure vergoldete Toilette von Joyce Meyer ist oder das mit Spendengeldern finanzierte Luxus-Privatflugzeug anderer solcher „Verkündiger“: Seht her, ich habe es geschafft, ihr könnt es auch schaffen, wenn ihr nur fest genug daran glaubt. 

Dieser Norman Vincent Peale war eng mit dem Vater von Donald Trump befreundet, und Donald Trump sieht sich selbst als Schüler von Peale. So versteht man auch die beharrliche Weigerung, die Wahlniederlage anzuerkennen, plötzlich in einem anderen Licht: „Irgendwann wird sich die Wirklichkeit schon deinen Wünschen beugen.“ 

Wie unchristlich und evangeliumsfeindlich diese Einstellung letzten Endes ist, haben wir in Russland in der Mission erlebt. Da waren direkt nach der Wende einige von diesen Wohlstandsevangelisten eingeflogen, hatten ihre Botschaft verkündet und waren wieder abgereist. In der Zeit darauf stellte sich aber kein Reichtum ein, sondern manche Mutter wusste nach wie vor nicht, wie sie ihre Familie satt bekommen sollte. Ganze Landstriche, so sagten mir meine russischen Kollegen, sind seitdem für das Evangelium zu: „Die Evangelisten sind doch alle nur Betrüger“, heißt es. So gesehen kann ich das russische Religionsgesetz von 1997 verstehen, das Mission nur noch solchen Organisationen erlaubt, die vor der kommunistischen Revolution von 1917 schon in Russland waren. 

Ich verstehe das Evangelium anders, eben nicht als einen religiösen Trick zu mehr Reichtum und Erfolg. Allein schon die Bergpredigt zeigt uns einen anderen Weg: 

Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.   

Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.   

Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.  

Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.   

Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.   

Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.   

Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.   

Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich…  

Das sind ewig gültige Worte und Werte, Gott sei Dank! 

Mit einem herzlichen Gruß Wolfgang Buck